Entwicklung des Areals zwischen Bachstraße und Tiefenbachstraße: Vorstellung der studentischen Entwürfe
Die Gemeinde Beuren hat vor einigen Jahren nach und nach die Grundstücke und Gebäude zwischen der Bachstraße in der Tiefenbachstraße erworben. Ziel ist es, dort eine Neuordnung des Quartiers zu erreichen. Die Aufgabenstellung ist aus Sicht der Verwaltung klar definiert:
Auf dem Areal sollen ein wirtschaftlich führbarer Lebensmittelmarkt, barrierefreie Arztpraxen, Wohnungen und entsprechend Stellplätze für Kunden und Bewohner entstehen. Ein Gutachten hat bereits vor Jahren dargelegt, dass gerade der Lebensmittelmarkt in Beuren auf jeden Fall in der Ortsmitte bleiben muss, damit die Ortsmitte mit den anderen Einzelhändlern funktioniert und Beuren keinen ausgestorbenen Dorfkern bekommt. Zum Einkaufen gehen in Beuren viele zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad. Jedoch ist der Verzicht auf das Auto beim Einkauf kaum möglich, wenn man größere oder schwerere Dinge kaufen möchte. Aus diesem Grund muss auch das Thema Stellplätze mit bedacht werden. Auch im Hinblick auf die Belegschaft des Rathauses, welche ebenfalls größtenteils auf das Auto angewiesen ist, muss das Stellplatzthema mitberücksichtigt werden. Ein großes Ziel ist es, Beuren mit barrierefreien Arztpraxen (Allgemeinarzt und Zahnarzt) zu versorgen. Bei den bestehenden Arztpraxen müssen die Patienten derzeit jeweils Treppen in den ersten Stock erklimmen. Das stellt für manche Patienten bereits eine Hürde dar. Hinzu kommt, dass auch der Wohnungsmarkt in Beuren nur sehr sporadisch Kapazitäten ausweist. Gerade für ältere Mitbürger wären barrierefreie Wohnungen in der Ortsmitte wünschenswert. Und dann gibt es noch die Rathausstraße 1, ein denkmalgeschütztes Gebäude im Eigentum der Gemeinde Beuren. Bereits vor rund 20 Jahren haben sich an diesem Gebäude die Geister geschieden, Teile der Bürgerschaft waren gegen den Abriss. Andere Teile der Bürgerschaft und der Gemeinderat wollten das Gebäude entfernen. Bis heute liegen beim Petitionsausschuss des Landtages in Baden-Württemberg zwei Petitionen, eine für und eine gegen den Abriss. Der Petitionsausschuss ist jedoch der Auffassung, dass die Gemeinde selbst hier eine Lösung mit der Bürgerschaft erarbeiten muss. Ziel des damaligen Gemeinderats war es, zum einen eine Tiefgarage an das Rathaus anzubinden und zum anderen dort einen innerörtlichen Platz zu bekommen.
Wenn man unter dieser Konstellation das Areal entwickeln möchte, so gibt es doch die unterschiedlichsten städtebaulichen Ansatzpunkte. Um eine Diskussionsgrundlage für den Gemeinderat aber auch für die Bürgerschaft zu bekommen, kam dann im vergangenen Jahr die Idee auf, Studenten der technischen Hochschule Stuttgart aus den Studiengängen Denkmalschutz und Städtebau mit der Thematik zu betrauen und daraus ein studentisches Projekt zu machen. Als Ergebnis entstandenen unterschiedliche Planungsansätze, welche als ersten Aufriss und Diskussionsgrundlage für den Gemeinderat und die Bürgerschaft herangezogen werden sollen. Ganz klar vorgegeben waren die obenstehenden Punkte, wobei die Thematik Rathausstraße 1 bewusst offengelassen wurde. In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 15.03.2025 waren die Studenten anwesend und präsentierten die Entwürfe. Eine erste Diskussion entwickelte sich um Sitzungssaal mit dem Gemeinderat.
Die folgenden vier Entwürfe wurden in einer Jurysitzung zu den vier gelungensten Entwürfen gekürt.
Die Entwürfe sind noch bis zum 30.04.2025 im Bürgerforum ausgestellt. Anregungen dürfen Sie bis zum 30.04.2025 direkt im Bürgerforum notieren und in eine vorbereitete Box werfen, in Ruhe zuhause zu Papier bringen und im Rathausbriefkasten einwerfen oder per Mail an beuren(@)beuren.de senden.
Entwurf 1 BEUREN SCHAFFT RÄUME
Würdigung der Wettbewerbsjury
Die klare und robuste städtebauliche Struktur überzeigt das Preisgericht. Der Supermarkt ist geschickt in ein Sockelbauwerk integriert. Die darauf angeordneten drei neuen Gebäude fügen sich mit einer lockeren Selbstverständlichkeit in die Umgebung ein. Besonders positiv wird der kleine Platz bewertet, der durch den Abriss eines Hauses in der Zeitle entsteht und ein gutes Entree für den Supermarkt bildet. Zudem wird dadurch die denkmalgeschützte Scheune freigestellt. Die Idee, diese als Kaffee-Scheune zu nutzen stärkt den Platz zusätzlich. Gelobt wird auch die mutige Idee, den Supermarkt im EG mit Bäckerei und Sparkasse zu verknüpfen. Auf diese Weise können ggf. Synergien zwischen den drei Nutzungen entstehen.
Entwurf 2 ERHOLUNGSORT IM KURORT
Würdigung der Wettbewerbsjury
Die Arbeit nimmt Bezug auf die historische Situation, als hier ein offener Bachlauf verlief und gestaltet aus diesem Motiv einen grünen Hof, um den herum sich einige gut proportionierte Neubauten locker gruppieren. Die Idee einer kleinen Wohlfühloase im Ortszentrum wird grundsätzlich begrüßt, besonders auch die Idee, die denkmalgeschützte Scheune als Durchgang zum Hof zu nutzen. Allerdings wird angezweifelt, ob das Freilegen des Bachlaufs möglich wäre, aber die Idee eines Grünraums wäre auch unabhängig davon umsetzbar. Doch ist der Preis für den Grünraum, dass der Supermarkt kleiner ausfällt. Dies wird kontrovers diskutiert.
Entwurf 3 BEUREN NEU ERLEBEN – MIT DEM RAD
Würdigung der Wettbewerbsjury
Die Arbeit zeigt einen mutigen, fast provokativ anderen Ansatz und liefert damit einen wertvollen Diskussionsbeitrag. Die konsequente Ausrichtung auf das Fahrrad, der Verzicht auf Parkplätze, die Idee eines kleinen Regionalmarkts anstelle eines Supermarkts werden im Preisgericht sehr kontrovers diskutiert und größtenteils als zu visionär angesehen. Gelobt wird aber, dass durch die Arbeit neue Denkansätze und Impulse geliefert werden. Daneben überzeigt die Arbeit durch ihre klare und einfache städtebauliche Figur, die die Reihe der giebelständigen Gebäude in der Tiefenbachstraße wie selbstverständlich fortsetzt, dabei aber gleichzeitig einen angenehm proportionierten Hof als öffentlichen Raum Straße hin öffnet.
Gelobt werden auch die sehr professionelle Ausarbeitung des Entwurfs und die architektonische Anmutung der wohlproportionierten Baukörper, wenngleich die teils etwas zu geschlossen wirkenden Fassaden manchen Mitgliedern des Preisgerichts zu abweisend erscheinen.
Entwurf 4 BEUREN HAT BOCK
Würdigung der Wettbewerbsjury
Ähnlich der erstplatzierten Arbeit wird der Supermarkt in ein Sockelbauwerk integriert, auf dem einige Neubauten platziert sind. Die städtebauliche Figur fügt sich dabei harmlos in die Umgebung ein, wobei der Übergang zwischen dem Sockelbau und der südlich angrenzenden Zeile kritisch gesehen wird.
Funktional löst die Arbeit die gestellte Aufgabe gut. Bedauert wird aber, dass die Arbeit dabei im Vergleich zu den anderen Arbeiten der Preisgruppe einen geringeren Beitrag zum öffentlichen Raum leistet.